Neue Vandalismus-Richtlinie

Vandalismus Versuch Rosenheim

Date:

Schutz vor spontaner Sachbeschädigung im öffentlichen Bereich

Als Reaktion auf zunehmende Zerstörungen durch gewaltbereite Demonstrierende hat das ift Rosenheim im Januar 2025 die Richtlinie EI-06/1 „Vandalismushemmende Bauelemente und Einrichtungen – Anforderungen und Prüfverfahren“ veröffentlicht. Ulrich Hermens, Technologie- und Produktentwickler bei Vetrotech Saint-Gobain, war einer der Beteiligten, die die Richtlinie mit erarbeitet haben.

Interview mit Ulrich Hermens

Herr Hermens, warum hat das ift mit einer Expertengruppe überhaupt eine Vandalismus-Richtlinie erarbeitet?

Wir haben festgestellt, dass unsere bestehenden nationalen und internationalen Normen zur Einbruchhemmung von Fassaden, Fenstern, Türen und Toren nicht auf durch Vandalismus verursachte spontane Zerstörungen wie Besetzung, Beschädigung, Plünderung oder Brandstiftung von Gebäuden oder Gebäudeteilen anwendbar sind. Hier galt es, auf Grundlage der bestehenden Normen Grund- und Zusatzklassen für vandalismushemmende Bauteile zu definieren. In der Expertengruppe waren daher auch nicht nur Vertreter der prüftechnischen Seite dabei, sondern auch der Polizei, der Fensterbauer, der Systemhersteller von Gebäudehüllen, des Zentralrats der Juden und eben Hersteller von Hochsicherheitsgläsern.

Was ist der grundlegende Unterschied vom „klassischen“ Einbrecher zum sogenannten Vandalen?

Anders als bei Einbrechern, die während ihrer Tat unerkannt bleiben wollen, eher leise handeln und möglichst schnell vom Tatort verschwinden, ist es für sogenannte „Vandalen“, also gewaltbereite Demonstrierende innerhalb von friedlichen Kundgebungen, auch bei massiver Polizeipräsenz unerheblich, ob sie erkannt, gefilmt oder festgesetzt werden. Sie üben spontane Gewalt gegen Gegenstände und Gebäude aus mit zum Beispiel Kanaldeckeln, Eisenstangen, Pflastersteinen, Schildern, Rammen und auch Molotowcocktails.

Was sind die Kernpunkte der neuen Richtlinie aus Ihrer Sicht, der Sicht eines Produzenten von Hochsicherheitsgläsern?

Im Gegensatz zu einer rechtskräftigen Norm ist eine Richtlinie ja eine Handlungsanweisung oder Empfehlung, um bestimmte Vorgehensweisen zu regeln oder zu standardisieren. Die ift-Richtlinie EI-06/1 ist also branchenspezifisch und beschreibt Prüfverfahren und Anforderungen für die Klassifizierung von Bauteilen hinsichtlich ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Vandalismus. Dadurch sind Vandalismusangriffe nachvollziehbarer klassifiziert. Für die Hersteller von Hochsicherheitsgläsern ist die Richtlinie eine Handlungsempfehlung für die Herstellung von vandalismushemmenden Produkten und für die Beratung von Kunden, die von Vandalismus betroffen sein könnten.

Für welche Kundengruppe ist die Richtlinie eine Beratungsgrundlage?

Es geht ja um den Schutz von Geschäften und der Menschen, die sich während einer gewaltsamen Demonstration im Gebäude aufhalten. Wir können die Geschäftsinhaber zunächst nur zum Produkt Glas beraten und einen Vorschlag machen – basierend auf den in der Richtlinie formulierten Tabellen. Geprüft wird immer das Gesamtprodukt, also Rahmen, Beschaffenheit der Wand, des Mauerwerks, der Schließanlage usw. Ein Beispiel: Liegt ein Geschäft für hochwertige Elektronikgeräte in einer ruhigen Nebenstraße oder an einer exponierten Stelle in der Fußgängerzone einer Großstadt? Daraus lässt sich die erwartete Tätergruppe und die Höhe des erwarteten Schadensausmaßes ableiten. Ein Elektronikgeschäft in der Fußgängerzone, dazu noch mit großen Schaufenstern, ist für die Öffentlichkeit leicht zugänglich, so dass die Eintrittswahrscheinlichkeit für Vandalismusangriffe deutlich höher ist als bei der Lage in einer Nebenstraße. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein wütender Mob Brandsätze wirft? Ist sie hoch bis sehr hoch, sollte das Bauelement Sicherheitsglas sicher sein gegen das Einbringen von Brandkörpern. Letztlich entscheidet der Geschäftsinhaber, welches Produkt er einbauen lassen möchte – denn es ist auch eine Kostenfrage, ein Abwägen zwischen dem Produktpreis und den durch Vandalismus möglicherweise anfallenden Kosten für die Schadensbeseitigung.

Haben denn die Hersteller von Sicherheitsgläsern bereits vandalismushemmende Produkte entwickelt.

Wir können ja keine eigenen Vandalismus-Gläser entwickeln und prüfen, da immer das Gesamtsystem getestet werden muss und nicht nur das Glas singulär. Das heißt, wir entwickeln immer zusammen mit den Rahmenherstellern eine auf das System abgestimmte Glaslösung. Hier liegen erste Anfragen von unseren Kunden vor. Die ift-Richtlinie EI-06/1 hilft auf jeden Fall sowohl in der Beratung als dann auch später bei der Produktentwicklung des Gesamtsystems.

Angebot anfordern

Um Sie bei Ihrer Angebotsanfrage bestmöglich unterstützen zu können, benötigen wir einige grundlegende Informationen. Füllen Sie einfach das Formular aus und wir werden uns bei Ihnen melden.

Kontakt und Unterstützung

Ob Sie konkrete Informationen über unsere Lösungen oder Beratung für ein Projekt suchen, wir freuen uns auf ein Gespräch mit Ihnen.